„Auf'm Ersten läuft gerade eines der 64 absoluten Spitzenspiele dieser Fußball WM, da spielt einer der 32 Geheimtipps gegen einen der 32 Top-Favoriten kommentiert von Johannes Blabla Kernermann und anschließend gibt's Deller und Netzling und dann noch final abkotzen in Waldis WM-Studio […]
Morgen kommen die Spiele allerdings ausnahmsweise auf RTL, weil morgen ist Sonntag und ARD und ZDF dürfen Sonntags keine Werbung senden, und deshalb senden die auch Sonntags keinen Fußball, denn Fußball ohne Werbung ist wie Bildzeitung ohne Tittentitel. Susi hat zwei süße Bälle und wartet auf den Vollstrecker, der ihn reinmacht. Uääh! So wie von jeder Bild-Titelseite ein Soft-Porno tropft, so klebt inzwischen an allem, was mit Fußball zu tun hat, irgendein Werbe-Parasit. […]
Das ist der absolute Wahnsinn. Über 500 Stunden Fußball in 30 Tagen. Und von den 500 Stunden werden überhaupt nur 90 Stunden Fußball gespielt. Bei der nächsten Fußball-WM in Südafrika will die Fifa die Spiele übrigens ganz weglassen, um noch mehr Sendeplatz für die Sponsoren zu schaffen. […]
Wenn ich sehe, wie da die Rundfunkgebühren in dreistelliger Millionen-Höhe aus dem Fenster geschleudert werden, um irgendwelchen aufgeblasenen, eitlen Selbstdarstellern schier endlosen Raum für ihre aufgeblasene, eitle Selbstdarstellung zu geben, wie sich all diese selbsternannten Pseudo-Experten mit ihren von den diversen Werbepartnern fett gepolsterten Ärschen auf den besten Sendeplätzen breit machen, wie sie jeden verschossenen Ball zu einem historischen Großereignis aufpumpen, dann frag ich mich wirklich, ob ich mir für meine monatlichen Gebühren nicht lieber eine Giga-Packung Oropax kaufen sollte.
Und wenn es dann mal einer wagt, das eine oder andere kritische Wort zu diesem ganzen Spektakel anzumerken, na dann kriegt der aber eine derartige Portion Klassenkeile, dass er sich hinterher mit Hut irgendwo auf dem heiligen Rasen verstecken kann. Wie zum Beispiel der tapfere Mani Breukmann bei Sabine Christiansen, die von Fußball übrigens noch weniger versteht als Angela Merkel. Aber natürlich muss auch sie ihren gelifteten Rüssel in die Sache reinhalten. Die Frau steht allerdings auch mächtig unter Druck, also die Christiansen. Der laufen nämlich die Zuschauer weg.“
Wilfried Schmickler WDR - Mitternachtsspitzen
Ausschnitte Sendungstext vom 10. Juni 2006